Bürgermeister Igel eröffnete Ausstellung über 30 Jahre Kosmosviertel

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Im Rahmen eines Jahresauftaktempfangs lud am 15. Februar 2019 der Bürgerverein Altglienicke in die Räume des Nachbarschaftstreffs WaMa in der Ortolfstraße 206B ein. Dabei wurde feierlich eine Ausstellung zur 30-jährigen Geschichte des Kosmosviertels eröffnet, welche dank einer Kooperation mit dem Projekt Kiezband die kommenden Monate dort zu sehen sein wird. Möglich wurde eine solche Präsentation außerhalb des im Bürgerhaus befindlichen Altglienicke Museums, da im Vorfeld aus Mitteln des Aktionsfonds Gelder bewilligt wurden, um mobile Ausstellungswände und Galerieschienen anzuschaffen.

Eine kurze Eröffnung machte für den Nachbarschaftstreff WaMa Marion Krippner von Kiezband, die das Wort an Bezirksbürgermeister Oliver Igel übergab. Der Bürgermeister lobte die Aktivitäten des Bürgervereins für die kontinuierliche Aufarbeitung der Altglienicker Geschichte und dass diesem kein Jubiläum im Ortsteil entgehe, während es sich in manchen anderen Ortsteilen schwieriger gestalte. Dort müssten Feierlichkeiten vom Bezirksamt angeregt werden. Hier könnte nun auf 30 Jahre Kosmosviertel zurückgeblickt werden, wo sich aktuell vieles bewege. Igel ging auf die anstehende Übertragung von Wohnungen von der Schönefeld Wohnen GmbH an die kommunale Wohnbauten-Gesellschaft Stadt und Land ein, womit sich einiges bei der Weiterentwicklung des Viertels vereinfache. Bezüge nahm er auch auf die Geschichte des Wohngebietes und dass sich manches wiederhole. Schon in den späten 80er Jahren hätte es aus der Bürgerschaft im Einfamilienhausbereich Proteste gegen eine allzu hohe und dichte Bebauung dieses Areals gegeben, so dass hier und da nachgebessert wurde. Dieses sei in heutiger Zeit nicht anders, wenn es darum gehe, Flächen für zusätzlichen Wohnungsbau zu erschließen.

Ein Streifzug durch die Geschichte des Kosmosviertels

Danach sprach der Bürgervereins-Vorsitzende Joachim Schmidt zur Geschichte des Kosmosviertels. Mit historischen Karten wurde eingangs verdeutlicht, wie sich hier bis in die zweite Hälfte der 80er Jahre hinein nur Ackerflächen befanden, es aber schon in den 30er Jahren einmal Pläne gab, im Rahmen der Errichtung der Gagfah-Siedlung bis südlich über die heutige Venusstraße hinaus Eigenheime zu errichten. Diese Pläne kamen kriegsbedingt nicht zur Ausführung. 1987 beschloss der Ost-Berliner Magistrat im Süden Altglienickes komplexen Wohnungsbau zu errichten, der vor allem den Wohnungsbedarf für Mitarbeiter bei Interflug, Akademie der Wissenschaften und Wachregiment „Feliks Dzierzynski“, aber auch der Industriearbeiter in Oberschöneweide befriedigen sollte. Das alles stand im Rahmen einer DDR-Wohnungsbauoffensive, die auf dem VIII. Parteitag der SED 1971 beschlossen wurde, um die „Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990“ zu lösen. In diesem Zuge entstanden durch die Bebauung bislang landwirtschaftlich genutzter Flächen 1979 Marzahn, 1985 Hohenschönhausen und 1986 Hellersdorf als drei neue Berliner Stadtbezirke.

Auch Altglienicke sollte mit einem ursprünglich für 50.000 Menschen geplantes Wohngebiet, das auch die gesamte Gemeinde Schönefeld umfassen sollte, bis zum Jahr 1992 ein eigenständiger Stadtbezirk werden. Als Architekt verantwortlich für diese Neubaugebiete, so auch das Kosmosviertel, war der Ost-Berliner Chefarchitekt Roland Korn (*1930), der vorher für das alte Schlossportal im Staatsratsgebäude, im Rahmen der Neugestaltung des Alexanderplatzes für das Hotel-Hochhaus „Interhotel Stadt Berlin“ und das „Haus des Reisens“ sowie die unterdessen abgerissene Großgaststätte „Ahornblatt“ war. Am 17. Januar 1989 wurde an der Venusstraße die erste Platte gesetzt und da die politische Zielsetzung war, zum 40. Jahrestag der DDR ersten Bezug zu melden, zogen im September 1989 die ersten Menschen ein. Nach dem Fall der Mauer und letztlich dem Ende der DDR setzte ein Baustopp ein. Plattenbausiedlungen galten nicht mehr als zeitgemäß. Entschieden wurde, dass das, was man heute als Kosmosviertel kennt und schon hochgezogen war, noch mit dem Innenausbau fertigzustellen und dem Wohnungsmarkt zur Verfügung zu stellen. Wo im heutigen Kölner Viertel und in Schönefeld-Wehrmathen nur einige wenige Kellerfundamente standen, blieb der Stopp und wurden die Gebiete architektonisch neubeplant. Schmidt verwies dabei auf ein in der Ausstellung aufgestelltes Modell, wie das Neubaugebiet eigentlich aussehen sollte.

Aufgezählt wurde, was alles in diesem Gebiet mal an Kaufhallen, Kitas, Schulen, Wohngebietsklubs, Jugendklubs, Gaststätten etc., aber auch eine Schwimmhalle, eine Post, ein Stadion und ein Kaufhaus geplant waren. Ebenso hätte es eine großzügige Straßenplanung mit vier bis sechs Spuren vom Adlergestell zur Neubausiedlung gegeben, für die größere Teile des historischen Ortskerns rund um die Pfarrkirche abgerissen werden sollten. Die fertiggestellte Plattenbausiedlung hieß auch anfangs nur Wohngebiet 2, bis auf eine Initiative des Bürgervereins hin, es den Namen Kosmosviertel bekam, angelehnt an die Straßennamen nach Himmelskörpern.

Ein Blick auch in die Gegenwart mit dem Film "Kosmos Berlin"

Nach der ganzen Historie hieß es sich ebenso dem Aktuellen im Kosmosviertel zu widmen. Dazu wurde nochmals der 2018 veröffentlichte Film „Kosmos Berlin“ gezeigt. Vorab gab es einführende Worte von Benjamin Barthmann, der Vorstandsmitglied im Bürgerverein Altglienicke ist und an dem Filmprojekt beteiligt war. Dann wurde auch die Ausstellung und das Büffet offiziell eröffnet. Die Anwesenden konnten sich alte Bauzeichnungen, Zeitungsausschnitte und jede Menge Bilder aus 30 Jahren anschauen. Lange saß man noch zusammen, um über das eine und andere im Wohngebiet zu sprechen, etwa wie man selber die Jahrzehnte hier erlebt hat.

Wann kann die Ausstellung gesehen werden?

Die Ausstellung kann ab sofort zu sämtlichen Öffnungszeiten im Kiezladen WaMa an der Ortolfstraße 206B angeschaut werden. Dieses ist mindestens jeden Mittwoch von 11 bis 17 Uhr.
Der Bürgerverein Altglienicke ist für weitergehende Erklärungen vor Ort an diesen Tagen:
Fr (22.02.), So (24.02.), Di (26.02.), Mi (27.02.) und Do (28.02.) 15-17 Uhr.
Am Sonntag (24.02.) kann gleichzeitig auch ab 14 Uhr das Altglienicke Museum im Bürgerhaus besucht werden.

Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann
Foto: Benjamin Barthmann