„Union bewegt Pause“, so heißt ein aktuell aus dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ finanziertes Projekt an der Grundschule am Pegasuseck. Träger ist dabei der Köpenicker Fußballverein 1. FC Union Berlin. Es geht darum die Pausengestaltung möglichst attraktiv und bewegungsreich zu gestalten. Eine Vielzahl an Bewegungsmöglichkeiten - auch jenseits des Fußballs - kommt dabei für die Grundschulkinder zum Einsatz. Das Projekt ist angedockt in der Sportförderung des 1. FC Union, die sich speziell um die Altersgruppe 3 bis 12 Jahre kümmert und zu der Frauen-, Nachwuchs- und Amateurabteilung zählt.
Wer sind die Akteure hinter dem Projekt?
Vor Ort in der Schule am Pegasuseck treffen wir als Verantwortliche des Projekts Christoph Gorkow und Jonatan Bürgermeister. Christoph Gorkow ist Koordinator für Kita- und Schulsport im Verein. Er ist seit fünf Jahren wieder bei Union, hat selber dort in der Jugend in der U17 und U19 gespielt, war danach auch noch Spieler bei Preußen Münster und dem FC St. Pauli, bevor er in seiner heutigen Funktion tätig wurde. Hinzu kam ein Studium der angewandten Trainingswissenschaften an der Deutschen Hochschule für Gesundheit und Sport (DHGS). Heute ist der 27-jährige in seinem Bereich beim 1. FC Union zuständig für 28 Trainerinnen und Trainer, die an 56 Bildungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg tätig sind, Eine davon ist die Schule im Kosmosviertel. Dort ist Jonatan Bürgermeister. Er ist Student im Schwerpunkt Soziale Arbeit im Sport an der DHGS und wurde im Rahmen seines Studiums für den 1. FC Union als Trainer der Sportförderung tätig. Er nennt sich einen begeisterten Sporttreiber, der diese Begeisterung gerne weitergibt. Zweimal drei Stunden in der Woche ist er hier an der Schule. Hinzu kommen noch Zeit für Vor- und Nachbereitung.
Wie und warum wurde das Projekt angegangen?
Das Kosmosviertel mit seiner vielfältigen Problemlage ist ein Fördergebiet im Rahmen des Bundesprogramms „Sozialer Zusammenhalt“. Daher werden Maßnahmen unterstützt, die den sozialen Zusammenhalt im Kiez fördern. Das beginnt bereits mit Projekten bei Kindern und Jugendlichen. Festgestellt wurde im Vorfeld, dass viele Kinder unter Bewegungsmangel leiden. Zudem gilt es, Konfliktpotential, welches in den Pausen und im Unterricht aufkommen kann, frühzeitig abzubauen. Das Spielen in Gruppen soll gestärkt werden. Dadurch erschien es wichtig, Sportangebote zu schaffen, bei denen es den Kindern Freude bereitet sich zu bewegen. Vom Quartiersrat wurde daher beschlossen aus Geldern des Quartiersmanagements ein Projekt zu fördern. Nach der Bewilligung einer Fördersumme für das Projekt an der Schule im Pegasuseck im Jahr 2021 wurde in Zusammenarbeit mit der Schulleitung und der Schulsozialarbeit zunächst eine Materialliste erstellt. Daraus resultierend wurden verschiedene Sportmaterialien, wie Bälle, Tischtennisplatten und Basketballkörbe angeschafft.
Wie läuft das Projekt ab?
Das Projekt „Union bewegt Pause“ beinhaltet zwei Bereiche: „die bewegte Pause“ und „der bewegte Unterricht“. Beim „bewegten Unterricht“ wird an zwei Tagen in der Woche in den einzelnen Schulklassen für etwa fünf Minuten eine Bewegungseinheit durchgeführt. Dazu zieht man in Absprache mit den jeweiligen Lehrkräften von Klasse zu Klasse. In diesem Zeitfenster werden die Kinder mit Bewegungsspielen und Entspannungsübungen ermuntert, sich mit Spaß zu bewegen. Zudem können Inhalte des jeweiligen Kernfachs wie bspw. mathematisches Denken mit Bewegungsaufgaben gekoppelt werden. Gleichzeitig werden im Rahmen des Projektes interessierte Kinder als Mini-Coaches ausgebildet. Ziel ist es, dass nach Beendigung des Projektes die Coaches den bewegten Unterricht selbst anleiten. Dem bewegten Unterricht kommt eine wichtige Funktion zu, denn viele Kinder können sich nicht über die kompletten 45 Minuten konzentrieren. Dabei einen kleinen Bewegungsblock in die Unterrichtsstunde zu integrieren, schafft Abwechslung und hilft kognitiv leistungsfähiger zu werden.
Bei der „bewegten Pause“ spielen Mannschaften gegeneinander auf dem Schulhof oder in der Sporthalle. Für den Sommer 2023 sind Highlight-Veranstaltungen wie Turniere geplant. Ein Termin gibt es auch schon, den 21. August. Das alles geschehe in guter Zusammenarbeit mit dem Quartiersmanagement Kosmosviertel. Das gesamte Angebot von „bewegte Pause“ und „bewegter Unterricht“ ist für die Kinder in den schulischen Ablauf integriert und ohne zusätzliche Kosten.
Wir wollen wissen, wie es sich mit dem Projekt aktuell durch die Baumaßnahmen an der Schule im Pegasuseck verhält. Der begrenzte Raum sei eine Herausforderung, sagen die Verantwortlichen, aber das fördere auch für alle Beteiligten die Kreativität damit umzugehen. So werde dann halt mal, wenn Fußballtore momentan nicht verfügbar sind, diese einfach durch Rucksäcke abmarkiert. Natürlich seien mit mehr Raum auch mehr Angebote möglich, derzeit müsse man das Programm öfter so gestalten, dass es in den Hofpausen mit jeweils kleineren Personenkapazitäten stattfinde.
Welche Ziele werden verfolgt?
Insgesamt geht es darum motorische Perspektiven und die soziale Komponente der Schulkinder zu stärken sowie Werte des gesellschaftlichen Miteinanders zu befördern. Dazu zählt etwa, über den Sport den Umgang mit Niederlagen und Erfolgen zu erlernen, hier einen Anker fürs weitere Leben zu geben, dieses aber alles spaßbetont mit einem niedrigschwelligen Angebot. Dieses sei gerade wichtig in einem Sozialraum wie dem Kosmosviertel mit seinen speziellen Herausforderungen im Zusammenleben und einem hohen Bedarf das Miteinander zu stärken. Da könne Sport gut Regeln vermitteln.
Und wie sieht die Umsetzung aus? Wie geht es weiter?
Anderthalb Jahre laufe schon das Projekt. Es ist bis zum Ende des Kalenderjahres 2023 angelegt. Bis dahin soll an der Schule ein Bewegungshandbuch entwickelt werden, mit dem in der Zeit danach das Konzept fortgeführt werden kann. Ein Großteil der Lehrkräfte an der Grundschule sei nicht für den Sportunterricht ausgebildet. Letztlich werde es als Hilfestellung ein Handbuch für die auch künftige Pausengestaltung geben, wie dann weiterhin Einheiten zusammen mit den Schulkindern gestaltet werden können. Darüber hinaus ist an der Schule das Interesse entstanden, hier ein spezielles E-Book für jede Klasse zu entwickeln.
Von daher sehen die Projektverantwortlichen optimistisch in die Zukunft, dass auch nach dem Auslaufen der Förderung als Verstetigung die Schule weiter bewegungsreich sein werde. Die Kinder würden die Übungen dann in Eigenregie fortführen und weiterhin den Zugang zu den notwendigen Sportmaterialien haben. Letztlich stecke dahinter ein Beitrag zur Schulsozialarbeit.
Die Ziele lassen sich zusammenfassen mit Förderung sozialer Kompetenzen, Kreativität, Bewegung und Konzentration in Hinblick auf den nachfolgenden Unterricht, Abbau des Konfliktpotenzials sowie Aufbau einer friedlichen Pausenhofkultur durch gezielte und angeleitete Spielangebote
Darüber werde die Bereitschaft zu Regeln im Miteinander gestärkt und Gewalt im Alltag abgebaut.
Abschließend loben die beiden Projektverantwortlichen die gute Zusammenarbeit mit der Schule am Pegasuseck. Was man mache, mache man nie allein. Es sei nicht so, dass man einfach nur als Union herkomme, sondern die Arbeit finde im Team ganz eng mit engagierten Lehrkräften und Schulsozialarbeitern statt.