Wir treffen uns vor Ort mit Mike Wadehn als Vertreter der Geschäftsführung von MoRo. Eine größere Gruppe von Seniorinnen und Senioren sitzt gerade im Gemeinschaftsraum an der Ortolfstraße beim Mittagessen. Ein solches gibt es hier fünfmal die Woche von montags bis freitags. Dabei kommt der gesellige Austausch untereinander natürlich nicht zu kurz, wie man auch am Rande unseres Gesprächs vernimmt. Wie Mike Wadehn berichtet, werde der im Dezember 2022 im Kosmosviertel eröffnete Seniorentreff relativ gut angenommen. Geöffnet ist immer werktags von 9 bis 14 Uhr. Dazwischen dann das Mittagessen. Für dieses müsse man sich zwei Tage vorher anmelden. In den Seniorenwohnhäusern im Kosmosviertel wird vorab ein Speiseplan für die ganze Woche verteilt. Ein Unkostenbeitrag von 5,50 Euro wird genommen. Für einen Hauptgang und ein Dessert sei dieses ein überaus moderater Preis. Das Essen wird jeweils vor Ort in der Küche selber frisch zubereitet. Ungefähr zehn Personen speisen dann täglich.
Einiges an geplanten Vorhaben habe in dem einen Jahr bisher noch nicht so gut funktioniert. Anders als das Mittagessen wurde das ebenso angedachte Frühstück nicht angenommen. Auch mit organisierten Spielenachmittagen habe es nicht so geklappt. Da würden einige mehr alteingesessene Angebote in der Umgebung frequentieren. Für das laufenden Jahr sind diverse Festlichkeiten geplant. Es soll ein Sommerfest, ein Weinfest wie auch ein Grillfest geben. Daneben wird MoRo auch Ausflüge anbieten, wie etwa nach Beelitz zum Spargelessen auf dem Jakobshof oder eine Brückenfahrt durch Berlin mit dem Dampfer. Auch dabei bemühe man sich möglichst moderate Preise zustande zu bekommen, bei denen Menschen mit einer nur sehr schmalen Rente besonders entgegengekommen wird.
Der Verein MoRo selber entstand 2015 mal aus einer Initiative der Bewohnerschaft eines Seniorenwohnhauses in der Rollbergstraße im Nachbarbezirk Neukölln heraus und war zunächst zur Unterstützung von Freizeitaktivitäten in einem bis dahin nicht mehr genutzten Gemeinschaftsraum gedacht, den STADT UND LAND für das Ehrenamtsprojekt zur Verfügung stellte. Dabei kam man schnell zur Erkenntnis, dass es auch einen großen Bedarf der größtenteils einkommensschwachen Bewohnerschaft an Alltagshilfen gibt. Heute bietet MoRo an mehreren Standorten von Wohnbauten von STADT UND LAND Neukölln und Treptow-Köpenick für sämtliche dort lebenden Seniorinnen und Senioren im Kiez neben einem sozialen Treffpunkt mit Mittagstisch auch eine vollumfängliche Betreuung mitsamt Beratung etwa bei Anträgen gegenüber Behörden, Einkaufshilfe, Botengänge, Arztbegleitung und Wohnungsreinigung.
Als angespannt bezeichnet Mike Wadehn die Situation aktuell bei MoRo selber. Die Betreuungsangebote des Trägers liefen darüber, dass bislang vermittelt durch das Jobcenter Langzeitarbeitslose über eine Maßnahme der Integration in den Arbeitsmarkt an den bislang fünf Standorten von MoRo tätig wurden. Es handelt sich hierbei um eine Förderung nach § 16i Sozialgesetzbuch (SGB) II, wo Langzeitarbeitslosen durch eine längerfristige öffentlich geförderte Beschäftigung die Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglicht wird, dazu Arbeitgeber Zuschüsse zum Arbeitsentgelt erhalten, in den ersten beiden Jahren des Arbeitsverhältnisses sogar zu 100 Prozent. Derzeit sind jedoch beim Träger schon 15 Stellen unbesetzt. Seit anstelle von Hartz IV das Bürgergeld getreten ist, die Leistungen erhöht, die Sanktionen reduziert wurden, finde sich kein Personal mehr, dass dort in die Arbeit mit Seniorinnen und Senioren einsteigen wolle. Vieles laufe aktuell nur noch über sogenannte Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung, über 2-Euro-Jobs, die aufstockend zum Bürgergeld gezahlt werden. Das Jobcenter Treptow Köpenick führt erschwerend aktuell die Bundesmaßnahme nach §16i nicht durch, so muss aus Neukölln Personal eingesetzt werden, da die fünf Stellen für Treptow Köpenick, die der Bezirk mit öffentlichen Interesse bewilligt hat, derzeit nicht besetzt werden können.
Die Personalsituation hatte bereits zur Folge, dass die MoRo-Standorte in Johannisthal am Sterndamm 126 sowie in der Highdeck-Siedlung Neukölln an der Heinrich-Schlusnus-Straße 8 geschlossen werden mussten. Auch am Zentralstandort Rollbergstraße Neukölln arbeite man nur noch sehr eingeschränkt. Erklärter Wille sei es aber in jedem Fall den Standort Ortolfstraße aufrecht zu erhalten, mit dem man nun in das zweite Jahr gehe. Hier gebe es einen Festangestellten und insgesamt vier Tätige.
Seitens der zuständigen Senatsverwaltung wie auch des Bezirksamtes gab es bisher keine Bereitschaft finanziell unterstützend einzugreifen. Es wurde lediglich auf die Möglichkeit verwiesen, Mittel der Lottostiftung zu beantragen. Da das Projekt in Kooperation mit STADT UND LAND als Vermieter laufe, die betroffenen Mieterinnen und Mieter mit dem Angebot sehr zufrieden sind, finden aktuell hier Gespräche statt. Darüber hinaus hoffe man, dass sich seitens des Jobcenters doch wieder Personal finden lasse.